Montag, 3. Oktober 2016

Den "Tag der Deutschen Einheit" verschlafen

„Sag mal“, fragt mich Hinz, „hast du eine Ahnung, wo mein Bruder steckt?“ „Ich habe nicht nur eine Ahnung“, antworte ich, „sondern Gewissheit“ und zeige nach schräg oben ins Bücherregal über dem Fernseher. „Was macht der denn da?!“, ruft Hinz - zu Kunz, von dem er nur die Unterseite zu sehen bekommt, aufschauend - entsetzt, woraufhin Knut gelassen knurrt: „Schläft.“ „Aber warum denn so?!“, echauffiert Hinz sich weiter. „Warum denn bäuchlings über einer Holzleiste hängend?!“ Ich zucke mit den Schultern und gestehe: „Wo er ist, weiß ich, nicht jedoch, warum.“ Hilfesuchend blicke ich zu Knut, doch diesmal scheint selbst der zunächst ratlos. Nach Minuten des Schweigens äußert er sich allerdings doch. „Vielleicht hat Kunz ja einfach keinen Bock auf die Nachrichten vom Tag der angeblichen Deutschen Einheit. Oberhalb des Fernsehers sind ihm die Bücher, hinter denen er liegt, Sichtschutz und Schallmauer zugleich“, vermutet er seufzend. „Aber wenn ihm die Leiste nun zu sehr gegen den Magen drückt und er ko..., äh..., sich übergeben muss?“, stottert Hinz. „Dann ist das halt sein Kommentar zu den Nachrichten, die er sich zwar erspart, aber ahnt“, erläutert Knut. Hinz guckt leicht angewidert zu mir. „Mach dir keine Sorgen“, tröste ich ihn. „Dreck, der auf den Fernseher klatscht, lässt sich leicht wegwischen...“ „Ja“, fällt Knut mir reimend ins Wort, „im Gegensatz zu Dreck, der aus dem Fernseher watscht.“ Recht hat er. Hinz und ich stimmen ihm zu, Kunz schläft nach wie vor.