Dienstag, 28. April 2015

Manieren bei Tisch

"Max mal wieder!", schimpfe ich. "Tischsitten sind das, die verdienen diesen Namen nicht!"

Max auf Kartoffeln mit Quark

"Dann nenn' sie doch einfach Tellersitte", schlägt er gelassen vor. "Singular. Ich habe nämlich nur die eine."

Samstag, 18. April 2015

Mensch ohne Psychose und Ratten mit Eitelkeit

Dieses Gespräch ist nicht mehr online, weil ich es geringfügig ändere und mit der überarbeiteten Version unter der Bedingung, dass es sich sowohl um einen selbst verfassten als auch unveröffentlichten Text handelt, an einem Wettbewerb teilnehme. Rattenfreundinnen und -freunde, wir – also Dachs, Max, Moritz und ich - bitten um Verständnis.

Mittwoch, 15. April 2015

Herzallerliebste Nagetiere

Als ich lesend im Sessel sitze und es neben mir auf meinem Bett plötzlich raspeln höre, schaue ich hin und was sehe ich?! Drei Ratten sitzen dort und knabbern - woher auch immer sie die haben - Möhren, wobei sie gelegentlich kräftig daneben und Löcher von nicht zu vernachlässigender Größe in meine Bettdecke beißen. "Oh, ihr Ratten!", schimpfe ich. "Ihr abscheulichen, blöden, charakterlosen, doofen, egoistischen, frechen, gemeinen, höllischen..." Weiter komme ich nicht, denn Moritz springt den Weg über die Tischplatte nehmend, wobei er dort abgestellten Tee verschüttet, auf meine Schulter, legt mir eines seiner Vorderpfötchen über den Mund und drückt ihn fest zu. "Psst", flüstert er. "Danke, Moritz", sagt Dachs, "sie würde sonst noch das ganze Alphabet durchfluchen." "Ihr zerbeißt meine Decke!", schreie ich, während ich Moritz' Pfötchen aus meinem Gesicht schiebe. "Wir sind Nagetiere", erläutert Max seelenruhig. "Na und!", erwidere ich seelenunruhig. "Nagt ihr bitte die Nagerbits, die ich euch gekauft habe?!" "Oh, Mann!", stöhnt Dachs, "Nagerbits! Wie langweilig!" "Und außerdem", fügt Max den Worten seines Bruders hinzu, "liegen die im Käfig und jetzt ist es gerade in deinem Bett so gemütlich." Irgendwie will meine Verärgerung nicht so recht verfliegen. "Käfigarrest habt ihr verdient!", grummelt es aus mir heraus. "Was?!", entfährt es Dachs und Max wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen, während sie nebeneinander erschrocken-empört synchron in die Höhe schnellen und auf diese Weise ein beeindruckendes Bild abgeben. "Du willst uns bestrafen?!" "Ich will eigentlich nicht", antworte ich. "Gut. Dann lass' es", belehrt mich Moritz, "denn man soll bekanntlich erwünschtes Verhalten belohnen, statt unerwünschtes zu bestrafen." Ich fühle mich unterlegen und mies, was dadurch, dass Moritz von meiner Schulter springt, nach einem Zwischenstopp in der von ihm fabrizierten Tee-Pfütze wieder auf dem Bett neben seinen Brüdern landet und von dort zu einem Zettel an der Wand über meinem Schreibtisch zeigt, nicht besser wird. "Die wichtigsten Dinge sind keine Dinge", habe ich irgendwann angepinnt. Erschöpft lasse ich mich nun gegen die Sessellehne fallen und seufze: "Ich hätte jetzt Kuschelbedürfnis." "Ich auch", piepst es drei Mal hintereinander von der löchrigen Decke, diesem unwichtigen Ding auf meinem Bett, zu mir herüber und bei jedem Pieps springt eine Ratte ab, um nach einem Bruchteil einer Sekunde auf meinem Schoß zu landen.

Samstag, 4. April 2015

World Rat Day

"Wusstet ihr eigentlich schon, dass heute weltweit der Ehrentag der Ratte begangen wird?", frage ich in den Raum, während ich die aktuellen Posts auf meiner Facebook-Seite lese. "Nö, sagt uns ja keiner", murrt Max. "Doch", widerspricht Dachs, "stand letzte Woche in der Futterhaus-Werbung. Gekoppelt an die Aufforderung, seinen Lieblingen etwas besonders Schönes zu kaufen." "Und hast du uns was Schönes gekauft?", erkundigt sich Max bei mir und schaut sich unzufrieden suchend im Käfig um. "Nö", antworte ich, "gab nichts Schönes. Nur furchtbaren Krempel." "Behauptest du", nörgelt er. "Wenn du uns in dieses Fachgeschäft für Heimtiere mitgenommen hättest, wir wären bestimmt zu einer anderen Bewertung des von dir als Krempel Bezeichneten gelangt." "Gewiss", sage ich spöttisch. "Man kann dort zum Beispiel Rattengeschirr kaufen. Damit sind nicht etwa Teller und Tassen für Ratten gemeint, sondern Leinen, um sie auszuführen." "Igitt! Wie schrecklich!", rufen Dachs, Max und Moritz entsetzt und wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. "Sage ich doch!", bestätige ich mich in der Richtigkeit meiner Einschätzung. Nach einer kurzen Gesprächspause seufzt Moritz kaum hörbar und wispert dann seine Gedanken vor sich hin: "So, einmal im Jahr ist also Welt-Rattentag? Und an den anderen 364 Tagen des Jahres denkt kein Mensch an uns." "Na ja, manche Menschen schon", erwidere ich. "Es gibt ja Rattenliebhaber." "Aber nur wenige", hält Dachs dagegen, "und irgendwie hat Moritz schon recht. Einmal im Jahr ist Frauentag, einmal Tag der Pressefreiheit, einmal Welternährungstag, einmal Tag der Menschenrechte ... An brisante Themen wagt ihr Menschen euch nicht täglich." Nachdenklichkeit breitet sich schweigend aus.

Freitag, 3. April 2015

Vom Fußboden essen

Seit geraumer Zeit liegen die drei Rattenbrüder - inzwischen zu jungen Männern herangewachsen - bewegungsarm im Käfig, gähnen ab und zu, stecken hin und wieder ihre Köpfe durch die weit geöffnete Türe nach draußen, schauen gelangweilt bis missmutig drein... Irgendwann vernehme ich: "Ich habe Hunger." Darauf Stimme 2: "Ich auch." Dann Nummer 3: "Und ich erst!" Wenngleich sie nicht direkt mit mir sprechen, sage ich ihnen daraufhin etwas zum Zustand unserer gemeinsamen Küche: "Ich habe vorhin beim Frühstücken ziemlich gekleckert und gekrümelt. Ihr könnt unterm Küchentisch vom Boden essen." Sogleich wagt Moritz beherzt einen Sprung aus dem Käfig und marschiert in Richtung Küche. Dachs räuspert sich und fragt mit kritischem Unterton: "Wir sollen die Küche putzen?" "Das lassen wir uns nicht gefallen", knurrt Max. Aus der Küche indes hört man Moritz schmatzen: "Würde ich mir an eurer Stelle gut überlegen."

Mittwoch, 1. April 2015

April, April

"Hallo, ihr drei", brüste ich mich, als ich am Abend nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, "stellt euch vor, heute ist der 1. April und ich bin den ganzen Tag auf keinen einzigen Aprilscherz hereingefallen!" "Bist du doch", sagt Max frech. "Bin ich nicht", widerspreche ich. "Bist du doch", zitiert Dachs seinen Bruder. "Bin ich nicht", wiederhole ich trotzig. "Bist du doch", behauptet nun auch Moritz. "Bin ich nicht." "Bist du doch." "Nein." "Doch." "Nein." ... "April, April!", rufen sie irgendwann zu dritt wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen und kichern wie die Weltmeister. Ich verdrehe die Augen und gaukle vor, verärgert zu sein, als Max plötzlich aufgeregt hinter mich auf meinen Rucksack zeigt und piepst: "Guck mal, die Nüsse rieseln da alle durch das Loch aus deinem Rucksack!" Fast drehe ich mich um, stoppe die bereits begonnene Bewegung jedoch noch rechtzeitig, als mir einfällt, dass ich keine Nüsse mitgebracht habe.