Donnerstag, 16. Oktober 2014

Ratte mit Küchenabfall

Ratz mit Rinde von Räucherkäse

O-Ton Ratz: "Dass Frauchen die Rinde vom Käse schneidet, bevor sie ihn isst, soll mir recht sein. Sehr tierlieb vor allem, dass sie die 'rumliegen lässt."

Urlaubsankündigung

"Na, ihr fünf", frage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, "soll ich Euch mal was verraten?" "Na klar!", rufen sie kollektiv wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. "Bald geht es auf Reisen", sage ich. "Auf Reisen?", vergewissert sich Moritz. Ich nicke. "Warum denn?", erkundigt sich Max. "Wohin denn?", will Dachs wissen. "Die Frage nach dem Warum ist schnell beantwortet", erkläre ich. "Erholung, Luft- und Ortsveränderung. Kommen wir zu dem Wohin: Ihr zu Dumbi, Pandi und Paula bei der lieben Maja und ich zu meinem allerliebsten einzigen Lieblingssohn in's Brandenburgische auf's Dorf." Rabatz zuckt erschrocken zusammen: "Häh? Wir verreisen nicht gemeinsam?" "Nein", antworte ich, "wo ich hinfahre, ist es zu kalt und zu gefährlich für Euch. Einen Rattenkäfig gibt es dort nicht. Ihr müsstet entweder 7 bis 8 Tage in der Transportbox hocken oder aber im Wald und auf der Wiese zwischen Hühnern, Enten, Schafen, Ziegen, Pferden, dem altersschwachen und tauben Hund sowie der neurotischen Katze, die knackende Geräusche in ihrer Kehle erzeugt, anstatt zu miauen, und dazu feindselig dreinblickt, herumlaufen. Nicht zu vergessen die wilden Tiere, z.B. der Fuchs! Womöglich würde er Euch etwas antun! Oder ihr würdet Euch verlaufen!" "Um Himmels Willen!", schreit Ratz und fügt sogleich mit leiser Stimme hinzu: "Ich möchte zu Maja in den Käfig. Abenteuer sind nichts mehr für mich." "Du willst uns loswerden?", bringt Rabatz sein Misstrauen zum Ausdruck, wird dann jedoch sentimental, indem er schnieft: "Aber zu meiner lieben Frau und meiner einzigen Tochter möchte ich natürlich." Moritz seufzt voller Sehnsucht: "Ich will zu Mama." Max jammert: "Ich auch. Und zu Pandi, unserer Schwester." "Ich auch", pflichtet Dachs seinen beiden Brüdern bei. Der Käfig bebt vor Aufregung. Ratz kommt zu mir und grummelt leise, aber doch hörbar: "Soso, von der Stadt in's Dorf reist Du also und zu Tieren, von denen ein nicht geringer Prozentteil alt und krank bzw. behindert und verrückt ist. Luft- und Ortsveränderung, schön und gut, aber was ist mit Erholung von der Arbeit? Milieuveränderung bietet Dein Urlaubsort Dir nicht." "Stimmt", gebe ich ihm recht. "Kann er auch nicht. Orte ohne Alte, Kranke, Behinderte und Verrückte gibt es nämlich nicht, bestenfalls solche, an denen die sich versteckt halten." Ratz schlurft bedächtig bis an die Tischkante, landet nach einem gewagten Sprung auf meinem Bett und verschwindet augenblicklich unter der Decke. "Warum versteckst Du Dich?", necke ich ihn. "Damit niemand Deine Hinterhandlähmung bemerkt?" "Nein", widerspricht er, "es darf jeder wissen, dass ich alt und gebrechlich bin, aber in Deinem Bett ist es kuschlig und warm."