Montag, 7. Dezember 2015

Einer ist irgendwie zwei zu wenig

„So“, sage ich zu Max, als ich ihn, und nur ihn, von seiner Pflegefamilie, zu der er mit Moritz gereist war, abgeholt habe und aus der Transportbox krabbeln lasse, „wir sind wieder zu Hause.“ „Hm“, grummelt er und schleicht in den Käfig, schnuppert in alle Nester und Schlupfwinkel hinein, aber Moritz bleibt weg. „Moritz ist nicht hierher gegangen“, erkläre ich überflüssigerweise. „Hm“, grummelt er erneut und fragt dann vorwurfsvoll: „Wo warst du eigentlich?“ „In einem Urlaubshäuschen im Wald“, antworte ich, „jenseits von Hektik, Lärm und Gestank.“ „Soso“, erwidert er. „Ja“, gestehe ich. Dann schweigen wir vorübergehend, bis ich ihm Fotos zeige. „Am Dachsweg warst du?!“, ruft er erschrocken. „So ist es“, bestätige ich. „Ironischerweise hieß der nächstgelegene Weg genau wie dein erstgestorbener Bruder.“ „Wenn Moritz ihm auf diesem Weg gefolgt ist…“, sinniert Max zögerlich, „ist es schön dort, wo sie jetzt sind.“ Ich nicke.

Sonntag, 29. November 2015

Die Steigerung von still

Beendeten wir den gestrigen Tag bei Käse, Brot und Brei still zu viert, so sind Moritz, Max und ich zu dritt nun stiller. Dachs ist, als die Nacht am stillsten war, gegangen.

Dachs - knapp 3 Wochen vor seinem 2. Geburtstag

Samstag, 28. November 2015

Humpelchen und Rumpelchen und Schrumpelchen

„Na, ihr drei Invaliden“, sage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne. „Was ist denn das für eine Begrüßung!“, meckert Max. „Eine vordergründig – weil die Wahrheit nicht aussparend - beleidigende, aber aus tiefstem Herzen lieb gemeinte“, erwidere ich. „Aha“, grummelt Dachs und wendet sich von mir ab, als ich meinen Arm zu ihm ausstrecke und ihn streicheln will. Moritz schaut sehr ratlos zu mir, so dass ich zu einer Erläuterung ansetze: „Der eine von euch kann kaum noch laufen, schafft es keine Treppe mehr hoch und humpelt in der untersten Käfigetage zwischen Schlafplatz und Trinkflasche hin und her…“ „Der bin dann wohl ich“, seufzt Dachs. „Der andere“, fahre ich nickend fort, „macht beim Atmen derart Krach, dass man meint, es rumpelten Wackersteine in seinen Lungen gegeneinander…“ „Ich erkenne mich in deiner Beschreibung wieder“, jammert Max. „Und der dritte wird mit jedem Tag weniger, sein Fell schrumpelt aber nicht schnell genug mit, so dass er darin recht verloren wirkt“, beende ich meine Ausführung. „Mach dir mal keine Sorgen“, verkündet Moritz, „ich gehe schon nicht verloren.“ „Na, dann ist ja gut“, gebe ich mich scheinbar sorglos und erkundige mich: „Wollt ihr Käse?“ „Was für eine Frage!“, rufen Max und Moritz wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. Und Max fügt hinzu: „Den leckeren mit Blauschimmel, bitte.“ „Nö“, protestiere ich, „der teure ist für mich.“ Ich ernte sehr anklagende Blicke, den alleranklagendsten von Dachs aus der untersten Etage. „Ja“, wende ich mich an ihn, „ich weiß, du kannst nicht mehr gut abbeißen und kauen. Für dich gibt es Demeter-Babybrei.“ Er lächelt zustimmend. Ich nehme ihn auf den Arm und gehe mit ihm in die Küche, wohin uns die anderen beiden folgen - verschwörerisch „Schimmelkäse“ wispernd. Es gibt Gemüsebrei, Brot, sowohl billigen als auch teuren Käse, und zwar für jede und jeden von allem etwas. Danach sind wir satt und still.

Samstag, 21. November 2015

Dem Verfolgungswahn nahe

E s  i s t  z u m  W a h n s i n n i g - W e r d e n !

Moritz

Was auch immer ich wo tue, ständig werde ich - und sei es aus dem hintersten Winkel, der dunkelsten Ecke heraus - beobachtet oder belauscht, oft sogar beides gleichzeitig und obendrein erschnuppert.

Montag, 16. November 2015

Haarlingsbefall

„So“, sage ich, als ich mit Max von der Tierärztin zurück bin, die Transportbox, in der er fiept, auf den Küchentisch stelle und öffne, „du darfst jetzt überall hin außer in den Käfig.“ Er verzieht sich hinter den Schrank und scheint nach den überstandenen Strapazen mit dieser Anweisung zufrieden zu sein. Leise höre ich ihn vor sich hin wispern: „Alles, nur nicht Arztwartezimmer zusammen mit zwei Hunden und einer Katze!“ Auch die anderen beiden müssen aus dem Käfig und ich mache mich an die Arbeit. Als gefühlte Ewigkeiten später die ärztlich verordnete gründliche Käfigreinigung abgeschlossen, Stronghold in Rattenfell getropft und einmassiert sowie nun auch meinerseits Erschöpfung eingetreten ist, erkundige ich mich: „Und, Max, alles wieder gut?“ Einschränkend antwortet er: „Wenn ich mit Moritz kuscheln darf, obwohl ich Haarlinge habe…“ Moritz kommt augenblicklich herbei, legt sich neben ihn ins UFO und alles scheint gut.

Max und Moritz - beide kränklich im letzten Lebensabschnitt

Sonntag, 15. November 2015

Blutige Klobürste

„Na, du Klobürste“, necke ich Max, der struppig, wie er neuerdings aussieht, in meine Nähe schlurft, „bist du schon wieder neugierig?“ „Nein, wissbegierig“, antwortet er mir leicht gereizt. „Na, das ist ja so ähnlich“, sage ich und erkundige mich sogleich: „Was willst du denn wissen?“ „Was liest du?“, grummelt er. „Rattenblogs“, flüstere ich ihm ins Ohr, nachdem ich ihn zärtlich auf den Tisch gehoben und vor den Bildschirm gesetzt habe. „Rattenblogs“, äfft er mich nach und setzt nörgelnd zur Belehrung an: „Du teilst dein Zimmer mit drei Ratten. Du musst nicht über abwesende Ratten lesen. Frag uns, wenn du etwas nicht weißt.“ „Okay“, erwidere ich, „also frage ich dich: Was ist mit deinem Fell los?“ „Es juckt“, jammert er und kratzt sich dabei zur Bestätigung seiner Worte bereits blutende Stellen noch blutiger. „Und was tut man dagegen?“, bohre ich weiter? „Keine Ahnung“, jault er. „Und davon recht viel“, provoziere ich und fahre zynisch fort: „Deine abwesende Ahnung plus meine lässt tatsächlich den Schluss zu, dass eine Rattenblog-Lektüre nicht nötig ist.“ „Menno“, stöhnt er und gibt sich geschlagen: „Du hast wohl Recht.“ Er wendet sich von mir ab, dem Internet zu und quietscht alsbald entsetzt auf: „Stronghold - Wirkstoff Selamectin - ins Fell! Das bedeutet Tierarzt!“ „Ja“, seufze ich, „das bedeutet es wohl.“ Die Blicke, die wir uns daraufhin zuwerfen, drücken als düstere Vorahnung aus: Max in Transportbox in novembrigem Nieselregen. „Aber die Tierärztin ist doch nett“, will ich ihn trösten. Er nickt. „Und hinterher gibt es Leckerli“, verspreche ich. Er versucht zu lächeln.


Samstag, 24. Oktober 2015

Rot, orange, gelb und grün...

O-Ton Miriam: "Regenbögen sind ja an sich wunderschön, aber diese Regenbogenbrücke... Und ich fürchte, über die geht schon bald wieder jemand."

https://www.youtube.com/watch?v=L99dE7lQcqo














https://www.youtube.com/watch?v=8oRigFtk0TA

O-Ton Moritz: "Wehe dem, der sich in den Sessel fallen lässt, auf dem ich mit letzter Kraft unter das Schaffell gekrochen bin!"

Samstag, 3. Oktober 2015

Moritz auf Max

Der gemütlichste Platz für ein entspanntes Betten des eigenen Kopfes ist der Kopf des Bruders.

Kuschelratten

Dienstag, 15. September 2015

Grönsaksbullar

„Na, Moritz“, frage ich, „willst du nicht ein wenig spazieren gehen?“ Da eine Antwort ausbleibt, weise ich ihn auf die offen stehende Käfigtür hin. Nichts. Keine erkennbare Reaktion. Um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist, stecke ich meinen Kopf zu ihm in den Käfig, so weit mir das irgend möglich ist, und augenblicklich wird klar: Es ist alles in Ordnung. Er war schon spazieren. Einmal in die Küche und zurück. Ein schwedisches Gemüsebällchen steckt nun fest zwischen seinen Vorderpfötchen und auf seinem rechten Raspelzähnchen ein Maiskorn.


„Nicht ärgern!“, ermahnen mich Dachs und Max, die die Szene beobachteten, wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen, während nun sie auf dem Sprunge in Richtung Nahrungsquelle sind. „Und“, rufen sie mir – fast angekommen – dann noch zu, „schau mal, wie zufrieden er aussieht! Ist er nicht hübsch?“ Doch, das ist er.

Sonntag, 6. September 2015

Max und der Müll

„Na, ihr drei“, frage ich, als ich nach Hause komme und meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle, „wollt ihr aus dem Käfig heraus- und in der Wohnung herumspazieren?“ Sie reagieren allesamt nonverbal, wenngleich mit unterschiedlichen Aussagen, Dachs und Moritz, indem sie sich noch dichter aneinander kuscheln, als sie dies ohnehin bereits taten, und alles andere als unternehmungslustig ausgestreckt liegen bleiben, Max indes, indem er energisch am Gitter zu rütteln beginnt. „Na los!“, unterstütze ich seinen Tatendrang und entriegele die Tür.















Es dauert nicht lange, da klappert und knistert es aus der Küche. „Was tust du?“, rufe ich. Keine Antwort. Also gehe ich hinüber und erwische ihn beim Durchwühlen und Ausräumen des Wertstoff-Eimers. „Ääh… Suchst du etwas Bestimmtes?“, erkundige ich mich. „Nö“, antwortet er, „ich lasse mich überraschen von dem, was ich spontan finde.“ Kurz darauf hält er mir triumphierend ein Stück Strunk vom Blumenkohl unserer letzten Mahlzeit entgegen und belehrt mich vorwurfsvoll: „Guck mal! Das gehört nicht zwischen die Plastik-Verpackungen.“ Sogleich frisst er es auf.

Samstag, 29. August 2015

Leseratte Dachs









Aller Leseratten Qual
ist die Qual der Wahl:
Wo fang' ich an,
was les' ich dann?

Dienstag, 18. August 2015

Leseratte Max

Wie ich so mit einigem Abstand zum Regal am Schreibtisch sitze, stürzt plötzlich ein Buch ab. Ohne mein Zutun! Aber es dauert nicht lange, bis nahe der Absturzstelle der Verursacher des Absturzes auftaucht. Zuerst nur sein Näschen, dann das Spiegelbild seines Kopfes auf einem blanken Bucheinband, gleich darauf der Kopf selbst... Max spielt Verstecken. Auch eine Form der Kommunikation! Mit Aufforderungscharakter!








Sonntag, 16. August 2015

Melone!

Auf seit Wochen andauerndes Tropenwetter gibt es nicht viele brauchbare Antworten, eine der wenigen trägt Dachs vor, sie hat den Charakter eines Schlachtrufes und lautet: „Melone! Max, Moritz, kommt schnell! Die Menschen haben sooo stümperhaft gegessen! Helft mir deren Reste retten!“

Samstag, 8. August 2015

Ach, Dumba!

Die Bezaubernde frisst ja nicht oft und nicht viel, aber wenn, dann gründlich.














Ganzkopf-Joghurtkur

Dienstag, 28. Juli 2015

Wichtige Besprechung im Geheimen

Dachs und Max

Liebes Frauchen in der Ferne,

wann kommst Du wieder?
Nicht dass es uns bei Miri furchtbar ginge, aber hier ist der Käfig doch recht klein, die Fütterungsmethode gewöhnungsbedürftig – Miri legt uns Nudeln außen auf den Käfig, holen müssen wir sie uns selbst – und männerbedingt Unruhe.
Was gut ist: Wir bekommen viel, viel mehr Aufmerksamkeit als die Männer, denn unser Käfig steht direkt neben Miris Schreibtischstuhl, der von den Männern 4 ½ Menschenschritte entfernt.

P & P - Pandi und Paula

Es grüßen Dich Pandi und Paula

P.S.: Grüße ausrichten sollen wir von Dumba, die ist vom Nudeln-Angeln derart fix und fertig, dass sie jetzt schläft.

Samstag, 25. Juli 2015

Dumba, auf eigenartige Art artig



Dumba, diese sehr spezielle Rättin



„Also“, sage ich zu unseren drei Besucherinnen und wende mich dabei speziell an Dumba, die bereits seit Stunden im Futternapf hockt, „Teile eures Käfiginventars funktionieren wir jetzt um. Das Futter, auf dem Dumba sich häuslich einzurichten im Begriff ist, kippen wir woanders hin, damit Pandi und Paula bei Bedarf davon fressen können, und den ursprünglichen Futternapf polstern wir mit Zellstoff- und Servietten-Schnipseln zu einem gemütlichen Lager für Dumba.“ Gesagt getan. Pandi und Paula stöbern nun tatkräftig im ausgeschütteten Futter und danken mir mit wohlwollenden Blicken, Dumba mäkelt wie gewohnt.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Damenbesuch und die Hormone spielen verrückt

„Na, ihr drei“, sage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, „…“ Weiter komme ich nicht, denn mir stockt der Atem, als ich realisiere, in welchem Zustand sich die Behausung meiner Mitbewohner befindet, und ohne Luft kann ich nicht sprechen. Moritz kommt ob meiner augenblicklichen Sprachlosigkeit herbeigeschnuppert und schaut mich fragend an. Da er dies jedoch nicht auf herausfordernd provokante Art, sondern mit der unschuldigsten aller Unschuldsmienen tut, gelingt es mir relativ bald, meine Lungen wieder zu füllen und mich nach dem Grund der Verwüstung zu erkundigen. „Gibt es eine Erklärung dafür, dass eure Futternäpfe um- und ausgekippt, zerfetztes Zeitungspapier sowie eure Kuschelhäuser herumgeschmissen und gut 2/3 der Streu aus dem Käfig gewedelt sind?!“, schimpfe ich. „Was habt ihr angestellt?!“ „Gar nichts haben wir angestellt“, mault Max. Und Dachs klugscheißert: „Wir sind doch keine Angestellten.“ Einen Moment lang werfen wir uns gegenseitig böse Blicke zu. Dann räuspert sich Moritz und wispert entschuldigend: „Wir wollten zu den Frauen, aber die Käfigtür war so fest zu, dass wir trotz allen Rüttelns und Zerrens nichts gegen sie ausrichten konnten. Nun ja, das Käfiginventar hat etwas gelitten.“ Klägliches Fiepen aus der anderen Ecke des Zimmers bestätigt seine Aussage. Ich drehe mich um und sehe unsere drei Besucherinnen am Käfiggitter hangeln und sehnsüchtig zu meinen Männern schauen. Meine Verärgerung wandelt sich in ihr Gegenteil, ich gebe Dachs, Max und Moritz je einen freundschaftlichen Klaps und schicke sie zu ihrer Schwester Pandi und deren zwei Freundinnen Paula und Dumba. Während ich in und neben dem Männerkäfig Ordnung schaffe, klettern am Frauenkäfig lärmend sechs Ratten auf und ab, drei weibliche innen, drei männliche außen.

Sonntag, 12. Juli 2015

Ähren in Ehren

„So“, sage ich, als ich nach Hause komme, mein Gepäck neben dem Käfig fallen lasse, das Fahrrad hinter mir her in die Wohnung zerre und den Tieren zuzwinkere, „da bin ich wieder.“ Moritz schaut mich vorwurfsvoll an und schweigt, Dachs liegt mit geschlossenen Augen da, blinzelt mit dem linken ein klein wenig, scheint aber, Tiefschlaf vortäuschen zu wollen, Max indes mault: „Reichlich lange warst du weg. Wo überhaupt?“ „Im Urlaub“, antworte ich. „Im Urlaub… Einfach so… Ohne uns…“, erwidert er und vorwurfsvoller könnten seine Worte nicht klingen. „Na, nun spiele mal nicht die beleidigte Leberwurst!“, ermahne ich, hebe ihn aus dem Käfig, drücke ihm einen Kuss auf sein Näschen und beteuere: „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, ging es mir großartig, aber für euch wäre das eher keine Freude gewesen.“ „Und außerdem“, frage ich, „wie hättet ihr reisen wollen? Bei mir im Fahrradkorb?“ Dachs hört augenblicklich auf, sich schlafend zu stellen, und ruft empört: „Um Himmels Willen, nein! Entweder wir wären aus dem Korb geplumpst oder der Fuchs zu uns herein!“ „Gewiss“, pflichte ich ihm spöttisch bei. „Gut, dass ihr hier geblieben seid.“ „Hast du uns wenigstens etwas mitgebracht?“, erkundigt sich Max, der inzwischen versöhnlicher klingt. „Käse?“, präzisiert Moritz. „Nein“, räume ich ein, „Käse wächst auf mecklenburgischen Feldern nicht.“ Und ganz schnell, noch bevor irgendeine Ratte erneut irgendwelchen Unmut äußern kann, ziehe ich ein Büschel frisch geernteten Getreides aus dem Rucksack, halte ihnen eine Hand voller Ähren hin und vernehme sogleich das genüssliche Knuspern dreier verwöhnter Tiere.

Sonntag, 28. Juni 2015

Bitte nicht füttern!

„Na, ihr drei“, frage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, „wollt ihr wissen, was ich heute unterwegs gesehen und fotografiert habe?“ „Na klar“, antworten sie im Chor wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen und springen zu mir. Ich halte ihnen das Display der Kamera hin, sie betrachten das Bild einer Ratte, die zwischen durchgestrichenen Lebensmitteln sitzt, einem Apfel und einem Brötchen, beides angebissen, darunter die Aufforderung „BITTE NICHT FÜTTERN!“ und sind sprachlos. Zunächst.


Moritz findet als erster wieder Worte. „Unsere wilden Artgenossen sollen verhungern!“, piepst er entsetzt. Dann erneutes Schweigen, bis Dachs plötzlich in die Stille ruft: „Nö, überhaupt nicht! Alles eine Frage der Interpretation.“ Augenblicklich hat Max eine Erleuchtung und fällt seinem Bruder ins Wort: „Stimmt! Gefüttert werden müssen Ratten nicht! Menschen müssen ihnen das Futter lediglich hinlegen. Essen können sie es alleine.“ „Aber“, äußert Moritz Zweifel, „warum sind die Lebensmittel auf dem Bild durchgestrichen?“ „Ganz einfach!“, triumphiert Max. „Weil die schon angebissen sind. Unsere Freunde draußen in freier Wildbahn wollen doch nicht mit den Resten der Menschen abgespeist werden.“

Donnerstag, 11. Juni 2015

Auf Tomatenjagd

Die Käfigtür steht offen und vor dem Käfig auf dem Tisch eine halb volle Salatschüssel. Dachs pirscht heran, lugt über den Schüsselrand, schiebt sein Mäulchen bzw. Schnäuzchen blitzschnell in den Salat, schnappt sich ein Stück Tomate und verschwindet augenblicklich wieder im Käfig: Beute sichern! „Hat irgendjemand irgendetwas bemerkt?“ „Nö, nö, Dachs, sei unbesorgt! Deine beiden Brüder schlafen und ich war mit Fotografieren beschäftigt.“










Dienstag, 19. Mai 2015

Rattenfrühstück

Zwischen Rattenkäfiglatten
sitzen Po an Po zwei Ratten.
An Würfeln aus Käschen
schnuppern die Näschen.



Dachs und Max, die frechen Luder,
knuspern ohne ihren Bruder.
Moritz hat sich still verdrückt:
Im Versteck hockt er und frühstückt.

















Sehr frei nach „Die drei Spatzen“ von Christian Morgenstern,
http://gutenberg.spiegel.de/buch/christian-morgenstern-gedichte-325/1

Samstag, 16. Mai 2015

Gespräch über Lücken

„Du bist heute spät“, schmollt Moritz, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und den Käfig öffne. „Ja, ich hatte viel zu tun“, rechtfertige ich mich. „Was denn so?“, erkundigt er sich. „Na, das eine und andere, dies und jenes, Erfreuliches und Unerfreuliches… Jedenfalls viel“, antworte ich. „Hm, gut nachvollziehbar sind deine Ausführungen nicht“, konstatiert Max mit ironisch-kritischem Unterton und schickt sogleich die Frage hinterher: „Hattest du zwischendurch wenigstens mal Pause?“ Ich nicke, woraufhin Dachs sofort wissen will, ob ich sie vernünftig genutzt habe. „Ich habe sie genutzt, aber aus dem Rückblick betrachtet nicht wirklich sinnvoll“, gestehe ich seufzend. „Du hättest uns etwas Schönes kaufen sollen“, sagt Max. Ich schüttele den Kopf und hebe sogleich zu einer etwas längeren Ausführung an: „Ich war in einem sogenannten Outdoor-Fachgeschäft und habe nach einer Jacke gefragt, die nicht warm, doch sogar bei starkem Regen trocken hält, leicht und atmungsaktiv ist sowie für den Fall, dass es nicht regnet, klein zusammengefaltet in der Tasche oder im Rucksack Platz findet und obendrein kein halbes Vermögen kostet.“ „Das ist doch sinnvoll“, findet Moritz und fordert mich auf: „Zeig mal!“ „Hä? Was soll ich denn jetzt zeigen?“, spreche ich meine Gedanken aus. (Heute bin ich besonders begriffsstutzig.) Moritz beweist jedoch Geduld und konkretisiert: „Na, diese preiswerte Outdoor-Jacke für warme oder gar heiße Sommertage, an denen es gelegentlich regnet.“ Nunmehr verstehend schlage ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn – keine Ahnung, was das soll - und führe aus: „Es gab keine Jacke mit den von mir gewünschten Gebrauchseigenschaften, lediglich einen Verkäufer, der genervt die Augen verdreht und gestöhnt hat, als ich mit dem Vortragen meines Wunsches fertig war. Ich sei nicht die erste Kundin, die nach einem solchen Bekleidungsstück fragt, hat er gesagt.“ Moritz murmelt nachdenklich vor sich hin: „Komisch. Viele Kunden fragen danach und trotzdem gibt es keins? Bestimmt nicht die Nachfrage das Angebot?“ Dachs mischt sich ins Gespräch. „Ein wenig“, erklärt er oberlehrerhaft wie seinerzeit Ratz. „Natürlich ist es so, dass Sachen, die trotz hartnäckiger Versuche, Nachfrage via Werbung zu erzeugen, niemand kauft, früher oder später vom Markt entfernt werden. Nur ist der Umkehrschluss nicht unbedingt zulässig. Die Nachfrage bestimmt mit dem Angebot in erster Linie dessen Preis. Es gibt jedoch nicht alles, was nachgefragt wird.“ Moritz holt das Gespräch von der theoretischen auf die alltagspraktische Ebene zurück: „Was für Jacken gab es denn?“ „Wasserdichte Jacken, die nicht leicht sind, leichte Jacken mit geringem Packmaß, die kein Wasser abhalten, atmungsaktive Jacken, die ein halbes Vermögen kosten, billige Überwürfe, die als Jacken zu bezeichnen ich mich weigere…“, beginne ich aufzuzählen. Max fällt mir ins Wort: „Ich sehe da eine Marktlücke.“ „Ich hatte während meiner Pause eher eine Zufriedenheitslücke“, gebe ich mich zerknirscht. „Sind Markt- und Zufriedenheitslücken nicht dasselbe?“, sinniert Moritz erneut. „Nicht zwingend“, doziert nun wieder Dachs. „Auf tatsächliche Marktlücken mag diese Deckungsgleichheit mit Zufriedenheitslücken zutreffen, aber nicht auf die durch Werbung künstlich generierten…“ Allerdings wird plötzlich auch er unsicher. „Obwohl… also… hm“, wispert er und wiegt sein Haupt. „Manchmal klaffen schlicht Finanzierungslücken…“, platzt Max in die entstehende Gesprächslücke und Moritz verkündet: „In meinem Magen breitet sich übrigens gerade eine Sättigungslücke aus.“ „Oh, die lässt sich schließen“, gebe ich bekannt. „Sag das doch gleich!“, rufen Dachs, Max und Moritz wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen und kapern in der Annahme, dort auf Essbares zu stoßen, meinen Rucksack. Ich lasse sie einige Minuten vergeblich suchen, denn das erhöht die Vorfreude, bevor ich ihnen hart gewordenen Käse, den ich selbst nicht mehr essen will, aus der Küche hole.

Dienstag, 28. April 2015

Manieren bei Tisch

"Max mal wieder!", schimpfe ich. "Tischsitten sind das, die verdienen diesen Namen nicht!"

Max auf Kartoffeln mit Quark

"Dann nenn' sie doch einfach Tellersitte", schlägt er gelassen vor. "Singular. Ich habe nämlich nur die eine."

Samstag, 18. April 2015

Mensch ohne Psychose und Ratten mit Eitelkeit

Dieses Gespräch ist nicht mehr online, weil ich es geringfügig ändere und mit der überarbeiteten Version unter der Bedingung, dass es sich sowohl um einen selbst verfassten als auch unveröffentlichten Text handelt, an einem Wettbewerb teilnehme. Rattenfreundinnen und -freunde, wir – also Dachs, Max, Moritz und ich - bitten um Verständnis.

Mittwoch, 15. April 2015

Herzallerliebste Nagetiere

Als ich lesend im Sessel sitze und es neben mir auf meinem Bett plötzlich raspeln höre, schaue ich hin und was sehe ich?! Drei Ratten sitzen dort und knabbern - woher auch immer sie die haben - Möhren, wobei sie gelegentlich kräftig daneben und Löcher von nicht zu vernachlässigender Größe in meine Bettdecke beißen. "Oh, ihr Ratten!", schimpfe ich. "Ihr abscheulichen, blöden, charakterlosen, doofen, egoistischen, frechen, gemeinen, höllischen..." Weiter komme ich nicht, denn Moritz springt den Weg über die Tischplatte nehmend, wobei er dort abgestellten Tee verschüttet, auf meine Schulter, legt mir eines seiner Vorderpfötchen über den Mund und drückt ihn fest zu. "Psst", flüstert er. "Danke, Moritz", sagt Dachs, "sie würde sonst noch das ganze Alphabet durchfluchen." "Ihr zerbeißt meine Decke!", schreie ich, während ich Moritz' Pfötchen aus meinem Gesicht schiebe. "Wir sind Nagetiere", erläutert Max seelenruhig. "Na und!", erwidere ich seelenunruhig. "Nagt ihr bitte die Nagerbits, die ich euch gekauft habe?!" "Oh, Mann!", stöhnt Dachs, "Nagerbits! Wie langweilig!" "Und außerdem", fügt Max den Worten seines Bruders hinzu, "liegen die im Käfig und jetzt ist es gerade in deinem Bett so gemütlich." Irgendwie will meine Verärgerung nicht so recht verfliegen. "Käfigarrest habt ihr verdient!", grummelt es aus mir heraus. "Was?!", entfährt es Dachs und Max wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen, während sie nebeneinander erschrocken-empört synchron in die Höhe schnellen und auf diese Weise ein beeindruckendes Bild abgeben. "Du willst uns bestrafen?!" "Ich will eigentlich nicht", antworte ich. "Gut. Dann lass' es", belehrt mich Moritz, "denn man soll bekanntlich erwünschtes Verhalten belohnen, statt unerwünschtes zu bestrafen." Ich fühle mich unterlegen und mies, was dadurch, dass Moritz von meiner Schulter springt, nach einem Zwischenstopp in der von ihm fabrizierten Tee-Pfütze wieder auf dem Bett neben seinen Brüdern landet und von dort zu einem Zettel an der Wand über meinem Schreibtisch zeigt, nicht besser wird. "Die wichtigsten Dinge sind keine Dinge", habe ich irgendwann angepinnt. Erschöpft lasse ich mich nun gegen die Sessellehne fallen und seufze: "Ich hätte jetzt Kuschelbedürfnis." "Ich auch", piepst es drei Mal hintereinander von der löchrigen Decke, diesem unwichtigen Ding auf meinem Bett, zu mir herüber und bei jedem Pieps springt eine Ratte ab, um nach einem Bruchteil einer Sekunde auf meinem Schoß zu landen.

Samstag, 4. April 2015

World Rat Day

"Wusstet ihr eigentlich schon, dass heute weltweit der Ehrentag der Ratte begangen wird?", frage ich in den Raum, während ich die aktuellen Posts auf meiner Facebook-Seite lese. "Nö, sagt uns ja keiner", murrt Max. "Doch", widerspricht Dachs, "stand letzte Woche in der Futterhaus-Werbung. Gekoppelt an die Aufforderung, seinen Lieblingen etwas besonders Schönes zu kaufen." "Und hast du uns was Schönes gekauft?", erkundigt sich Max bei mir und schaut sich unzufrieden suchend im Käfig um. "Nö", antworte ich, "gab nichts Schönes. Nur furchtbaren Krempel." "Behauptest du", nörgelt er. "Wenn du uns in dieses Fachgeschäft für Heimtiere mitgenommen hättest, wir wären bestimmt zu einer anderen Bewertung des von dir als Krempel Bezeichneten gelangt." "Gewiss", sage ich spöttisch. "Man kann dort zum Beispiel Rattengeschirr kaufen. Damit sind nicht etwa Teller und Tassen für Ratten gemeint, sondern Leinen, um sie auszuführen." "Igitt! Wie schrecklich!", rufen Dachs, Max und Moritz entsetzt und wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. "Sage ich doch!", bestätige ich mich in der Richtigkeit meiner Einschätzung. Nach einer kurzen Gesprächspause seufzt Moritz kaum hörbar und wispert dann seine Gedanken vor sich hin: "So, einmal im Jahr ist also Welt-Rattentag? Und an den anderen 364 Tagen des Jahres denkt kein Mensch an uns." "Na ja, manche Menschen schon", erwidere ich. "Es gibt ja Rattenliebhaber." "Aber nur wenige", hält Dachs dagegen, "und irgendwie hat Moritz schon recht. Einmal im Jahr ist Frauentag, einmal Tag der Pressefreiheit, einmal Welternährungstag, einmal Tag der Menschenrechte ... An brisante Themen wagt ihr Menschen euch nicht täglich." Nachdenklichkeit breitet sich schweigend aus.

Freitag, 3. April 2015

Vom Fußboden essen

Seit geraumer Zeit liegen die drei Rattenbrüder - inzwischen zu jungen Männern herangewachsen - bewegungsarm im Käfig, gähnen ab und zu, stecken hin und wieder ihre Köpfe durch die weit geöffnete Türe nach draußen, schauen gelangweilt bis missmutig drein... Irgendwann vernehme ich: "Ich habe Hunger." Darauf Stimme 2: "Ich auch." Dann Nummer 3: "Und ich erst!" Wenngleich sie nicht direkt mit mir sprechen, sage ich ihnen daraufhin etwas zum Zustand unserer gemeinsamen Küche: "Ich habe vorhin beim Frühstücken ziemlich gekleckert und gekrümelt. Ihr könnt unterm Küchentisch vom Boden essen." Sogleich wagt Moritz beherzt einen Sprung aus dem Käfig und marschiert in Richtung Küche. Dachs räuspert sich und fragt mit kritischem Unterton: "Wir sollen die Küche putzen?" "Das lassen wir uns nicht gefallen", knurrt Max. Aus der Küche indes hört man Moritz schmatzen: "Würde ich mir an eurer Stelle gut überlegen."

Mittwoch, 1. April 2015

April, April

"Hallo, ihr drei", brüste ich mich, als ich am Abend nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, "stellt euch vor, heute ist der 1. April und ich bin den ganzen Tag auf keinen einzigen Aprilscherz hereingefallen!" "Bist du doch", sagt Max frech. "Bin ich nicht", widerspreche ich. "Bist du doch", zitiert Dachs seinen Bruder. "Bin ich nicht", wiederhole ich trotzig. "Bist du doch", behauptet nun auch Moritz. "Bin ich nicht." "Bist du doch." "Nein." "Doch." "Nein." ... "April, April!", rufen sie irgendwann zu dritt wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen und kichern wie die Weltmeister. Ich verdrehe die Augen und gaukle vor, verärgert zu sein, als Max plötzlich aufgeregt hinter mich auf meinen Rucksack zeigt und piepst: "Guck mal, die Nüsse rieseln da alle durch das Loch aus deinem Rucksack!" Fast drehe ich mich um, stoppe die bereits begonnene Bewegung jedoch noch rechtzeitig, als mir einfällt, dass ich keine Nüsse mitgebracht habe.

Mittwoch, 11. März 2015

Liebe Pandi,

es ist etwas Trauriges passiert. Wir sind jetzt Vollwaisen. Papa Rabatz macht keinen Rabatz mehr. Vor drei Tagen turnte er noch munter am Käfiggitter auf und ab. (Nun ja, was man so Turnen nennt; rank und schlank war er ja schon seit einiger Zeit nicht mehr.) Vorgestern reagierte er zu unser aller Erstaunen nicht auf Frauchens Futter-Pfiff. Gestern bewegte er sich kaum, lehnte Essen und Trinken gänzlich ab. Heute ist er unserer Mama über die Regenbogenbrücke gefolgt. Sein Sterben ging schnell, er hat nicht lange gelitten. Mit diesem Gedanken trösten wir uns und hoffentlich auch Dich, Schwesterherz.

Viele liebe Grüße von Dachs, Max und Moritz

P.S.: Wir freuen uns schon auf Deinen Besuch im Sommer. Du kommst doch zusammen mit Deinen beiden Freundinnen? Frauchen richtet Euch dann den Gästekäfig hübsch ein.

Ab-Schied von Rabatz - so ein Schiet

Rabatz als Baby:

Dienstag, 10. März 2015

Futterverweigerung

"Na, Rabatz? Eine Nuss?" "Nö." "Ein Blättchen Grün vom Blumenkohl?" "Nö." "Milch?" "Nö." Erst ratloses Schweigen meinerseits, dann: "Du, ich mache mir Sorgen um dich." Meine Sorgen unterstreichendes, bedächtiges Nicken seinerseits.

Montag, 9. März 2015

Futter!


"Futter!", rufen Dachs und Max wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen, während Dachs den Berg aus aufgeschichteten Futtertüten besteigt und Max seinen Umfang ermittelt, indem er ihn umkreist.


Moritz kommt neugierig schnuppernd herbei.


Rabatz indes - nunmehr 2 1/4 Jahre alt - bleibt lethargisch unter seiner Kiste liegen. Frühjahrsmüdigkeit? Hoffentlich nur die! (Für Futter kam er bis jetzt immer.)

Donnerstag, 5. Februar 2015

Zu viert in einem UFO

Vor drei Tagen war noch Platz, heute ist es voll.

Rabatz, Dachs, Max und Moritz

(Rabatz, verdammte Axt, braucht dringend Augentropfen! Ich muss mich kümmern.)

Montag, 2. Februar 2015

Es ist noch Platz

Dachs, Max und Moritz

Rabatz könnte, wenn er wollte, auch mit ins UFO, will aber nicht.