Dienstag, 28. Juli 2015

Wichtige Besprechung im Geheimen

Dachs und Max

Liebes Frauchen in der Ferne,

wann kommst Du wieder?
Nicht dass es uns bei Miri furchtbar ginge, aber hier ist der Käfig doch recht klein, die Fütterungsmethode gewöhnungsbedürftig – Miri legt uns Nudeln außen auf den Käfig, holen müssen wir sie uns selbst – und männerbedingt Unruhe.
Was gut ist: Wir bekommen viel, viel mehr Aufmerksamkeit als die Männer, denn unser Käfig steht direkt neben Miris Schreibtischstuhl, der von den Männern 4 ½ Menschenschritte entfernt.

P & P - Pandi und Paula

Es grüßen Dich Pandi und Paula

P.S.: Grüße ausrichten sollen wir von Dumba, die ist vom Nudeln-Angeln derart fix und fertig, dass sie jetzt schläft.

Samstag, 25. Juli 2015

Dumba, auf eigenartige Art artig



Dumba, diese sehr spezielle Rättin



„Also“, sage ich zu unseren drei Besucherinnen und wende mich dabei speziell an Dumba, die bereits seit Stunden im Futternapf hockt, „Teile eures Käfiginventars funktionieren wir jetzt um. Das Futter, auf dem Dumba sich häuslich einzurichten im Begriff ist, kippen wir woanders hin, damit Pandi und Paula bei Bedarf davon fressen können, und den ursprünglichen Futternapf polstern wir mit Zellstoff- und Servietten-Schnipseln zu einem gemütlichen Lager für Dumba.“ Gesagt getan. Pandi und Paula stöbern nun tatkräftig im ausgeschütteten Futter und danken mir mit wohlwollenden Blicken, Dumba mäkelt wie gewohnt.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Damenbesuch und die Hormone spielen verrückt

„Na, ihr drei“, sage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, „…“ Weiter komme ich nicht, denn mir stockt der Atem, als ich realisiere, in welchem Zustand sich die Behausung meiner Mitbewohner befindet, und ohne Luft kann ich nicht sprechen. Moritz kommt ob meiner augenblicklichen Sprachlosigkeit herbeigeschnuppert und schaut mich fragend an. Da er dies jedoch nicht auf herausfordernd provokante Art, sondern mit der unschuldigsten aller Unschuldsmienen tut, gelingt es mir relativ bald, meine Lungen wieder zu füllen und mich nach dem Grund der Verwüstung zu erkundigen. „Gibt es eine Erklärung dafür, dass eure Futternäpfe um- und ausgekippt, zerfetztes Zeitungspapier sowie eure Kuschelhäuser herumgeschmissen und gut 2/3 der Streu aus dem Käfig gewedelt sind?!“, schimpfe ich. „Was habt ihr angestellt?!“ „Gar nichts haben wir angestellt“, mault Max. Und Dachs klugscheißert: „Wir sind doch keine Angestellten.“ Einen Moment lang werfen wir uns gegenseitig böse Blicke zu. Dann räuspert sich Moritz und wispert entschuldigend: „Wir wollten zu den Frauen, aber die Käfigtür war so fest zu, dass wir trotz allen Rüttelns und Zerrens nichts gegen sie ausrichten konnten. Nun ja, das Käfiginventar hat etwas gelitten.“ Klägliches Fiepen aus der anderen Ecke des Zimmers bestätigt seine Aussage. Ich drehe mich um und sehe unsere drei Besucherinnen am Käfiggitter hangeln und sehnsüchtig zu meinen Männern schauen. Meine Verärgerung wandelt sich in ihr Gegenteil, ich gebe Dachs, Max und Moritz je einen freundschaftlichen Klaps und schicke sie zu ihrer Schwester Pandi und deren zwei Freundinnen Paula und Dumba. Während ich in und neben dem Männerkäfig Ordnung schaffe, klettern am Frauenkäfig lärmend sechs Ratten auf und ab, drei weibliche innen, drei männliche außen.

Sonntag, 12. Juli 2015

Ähren in Ehren

„So“, sage ich, als ich nach Hause komme, mein Gepäck neben dem Käfig fallen lasse, das Fahrrad hinter mir her in die Wohnung zerre und den Tieren zuzwinkere, „da bin ich wieder.“ Moritz schaut mich vorwurfsvoll an und schweigt, Dachs liegt mit geschlossenen Augen da, blinzelt mit dem linken ein klein wenig, scheint aber, Tiefschlaf vortäuschen zu wollen, Max indes mault: „Reichlich lange warst du weg. Wo überhaupt?“ „Im Urlaub“, antworte ich. „Im Urlaub… Einfach so… Ohne uns…“, erwidert er und vorwurfsvoller könnten seine Worte nicht klingen. „Na, nun spiele mal nicht die beleidigte Leberwurst!“, ermahne ich, hebe ihn aus dem Käfig, drücke ihm einen Kuss auf sein Näschen und beteuere: „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, ging es mir großartig, aber für euch wäre das eher keine Freude gewesen.“ „Und außerdem“, frage ich, „wie hättet ihr reisen wollen? Bei mir im Fahrradkorb?“ Dachs hört augenblicklich auf, sich schlafend zu stellen, und ruft empört: „Um Himmels Willen, nein! Entweder wir wären aus dem Korb geplumpst oder der Fuchs zu uns herein!“ „Gewiss“, pflichte ich ihm spöttisch bei. „Gut, dass ihr hier geblieben seid.“ „Hast du uns wenigstens etwas mitgebracht?“, erkundigt sich Max, der inzwischen versöhnlicher klingt. „Käse?“, präzisiert Moritz. „Nein“, räume ich ein, „Käse wächst auf mecklenburgischen Feldern nicht.“ Und ganz schnell, noch bevor irgendeine Ratte erneut irgendwelchen Unmut äußern kann, ziehe ich ein Büschel frisch geernteten Getreides aus dem Rucksack, halte ihnen eine Hand voller Ähren hin und vernehme sogleich das genüssliche Knuspern dreier verwöhnter Tiere.