Sonntag, 29. November 2015

Die Steigerung von still

Beendeten wir den gestrigen Tag bei Käse, Brot und Brei still zu viert, so sind Moritz, Max und ich zu dritt nun stiller. Dachs ist, als die Nacht am stillsten war, gegangen.

Dachs - knapp 3 Wochen vor seinem 2. Geburtstag

Samstag, 28. November 2015

Humpelchen und Rumpelchen und Schrumpelchen

„Na, ihr drei Invaliden“, sage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne. „Was ist denn das für eine Begrüßung!“, meckert Max. „Eine vordergründig – weil die Wahrheit nicht aussparend - beleidigende, aber aus tiefstem Herzen lieb gemeinte“, erwidere ich. „Aha“, grummelt Dachs und wendet sich von mir ab, als ich meinen Arm zu ihm ausstrecke und ihn streicheln will. Moritz schaut sehr ratlos zu mir, so dass ich zu einer Erläuterung ansetze: „Der eine von euch kann kaum noch laufen, schafft es keine Treppe mehr hoch und humpelt in der untersten Käfigetage zwischen Schlafplatz und Trinkflasche hin und her…“ „Der bin dann wohl ich“, seufzt Dachs. „Der andere“, fahre ich nickend fort, „macht beim Atmen derart Krach, dass man meint, es rumpelten Wackersteine in seinen Lungen gegeneinander…“ „Ich erkenne mich in deiner Beschreibung wieder“, jammert Max. „Und der dritte wird mit jedem Tag weniger, sein Fell schrumpelt aber nicht schnell genug mit, so dass er darin recht verloren wirkt“, beende ich meine Ausführung. „Mach dir mal keine Sorgen“, verkündet Moritz, „ich gehe schon nicht verloren.“ „Na, dann ist ja gut“, gebe ich mich scheinbar sorglos und erkundige mich: „Wollt ihr Käse?“ „Was für eine Frage!“, rufen Max und Moritz wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. Und Max fügt hinzu: „Den leckeren mit Blauschimmel, bitte.“ „Nö“, protestiere ich, „der teure ist für mich.“ Ich ernte sehr anklagende Blicke, den alleranklagendsten von Dachs aus der untersten Etage. „Ja“, wende ich mich an ihn, „ich weiß, du kannst nicht mehr gut abbeißen und kauen. Für dich gibt es Demeter-Babybrei.“ Er lächelt zustimmend. Ich nehme ihn auf den Arm und gehe mit ihm in die Küche, wohin uns die anderen beiden folgen - verschwörerisch „Schimmelkäse“ wispernd. Es gibt Gemüsebrei, Brot, sowohl billigen als auch teuren Käse, und zwar für jede und jeden von allem etwas. Danach sind wir satt und still.

Samstag, 21. November 2015

Dem Verfolgungswahn nahe

E s  i s t  z u m  W a h n s i n n i g - W e r d e n !

Moritz

Was auch immer ich wo tue, ständig werde ich - und sei es aus dem hintersten Winkel, der dunkelsten Ecke heraus - beobachtet oder belauscht, oft sogar beides gleichzeitig und obendrein erschnuppert.

Montag, 16. November 2015

Haarlingsbefall

„So“, sage ich, als ich mit Max von der Tierärztin zurück bin, die Transportbox, in der er fiept, auf den Küchentisch stelle und öffne, „du darfst jetzt überall hin außer in den Käfig.“ Er verzieht sich hinter den Schrank und scheint nach den überstandenen Strapazen mit dieser Anweisung zufrieden zu sein. Leise höre ich ihn vor sich hin wispern: „Alles, nur nicht Arztwartezimmer zusammen mit zwei Hunden und einer Katze!“ Auch die anderen beiden müssen aus dem Käfig und ich mache mich an die Arbeit. Als gefühlte Ewigkeiten später die ärztlich verordnete gründliche Käfigreinigung abgeschlossen, Stronghold in Rattenfell getropft und einmassiert sowie nun auch meinerseits Erschöpfung eingetreten ist, erkundige ich mich: „Und, Max, alles wieder gut?“ Einschränkend antwortet er: „Wenn ich mit Moritz kuscheln darf, obwohl ich Haarlinge habe…“ Moritz kommt augenblicklich herbei, legt sich neben ihn ins UFO und alles scheint gut.

Max und Moritz - beide kränklich im letzten Lebensabschnitt

Sonntag, 15. November 2015

Blutige Klobürste

„Na, du Klobürste“, necke ich Max, der struppig, wie er neuerdings aussieht, in meine Nähe schlurft, „bist du schon wieder neugierig?“ „Nein, wissbegierig“, antwortet er mir leicht gereizt. „Na, das ist ja so ähnlich“, sage ich und erkundige mich sogleich: „Was willst du denn wissen?“ „Was liest du?“, grummelt er. „Rattenblogs“, flüstere ich ihm ins Ohr, nachdem ich ihn zärtlich auf den Tisch gehoben und vor den Bildschirm gesetzt habe. „Rattenblogs“, äfft er mich nach und setzt nörgelnd zur Belehrung an: „Du teilst dein Zimmer mit drei Ratten. Du musst nicht über abwesende Ratten lesen. Frag uns, wenn du etwas nicht weißt.“ „Okay“, erwidere ich, „also frage ich dich: Was ist mit deinem Fell los?“ „Es juckt“, jammert er und kratzt sich dabei zur Bestätigung seiner Worte bereits blutende Stellen noch blutiger. „Und was tut man dagegen?“, bohre ich weiter? „Keine Ahnung“, jault er. „Und davon recht viel“, provoziere ich und fahre zynisch fort: „Deine abwesende Ahnung plus meine lässt tatsächlich den Schluss zu, dass eine Rattenblog-Lektüre nicht nötig ist.“ „Menno“, stöhnt er und gibt sich geschlagen: „Du hast wohl Recht.“ Er wendet sich von mir ab, dem Internet zu und quietscht alsbald entsetzt auf: „Stronghold - Wirkstoff Selamectin - ins Fell! Das bedeutet Tierarzt!“ „Ja“, seufze ich, „das bedeutet es wohl.“ Die Blicke, die wir uns daraufhin zuwerfen, drücken als düstere Vorahnung aus: Max in Transportbox in novembrigem Nieselregen. „Aber die Tierärztin ist doch nett“, will ich ihn trösten. Er nickt. „Und hinterher gibt es Leckerli“, verspreche ich. Er versucht zu lächeln.