Sonntag, 15. November 2015

Blutige Klobürste

„Na, du Klobürste“, necke ich Max, der struppig, wie er neuerdings aussieht, in meine Nähe schlurft, „bist du schon wieder neugierig?“ „Nein, wissbegierig“, antwortet er mir leicht gereizt. „Na, das ist ja so ähnlich“, sage ich und erkundige mich sogleich: „Was willst du denn wissen?“ „Was liest du?“, grummelt er. „Rattenblogs“, flüstere ich ihm ins Ohr, nachdem ich ihn zärtlich auf den Tisch gehoben und vor den Bildschirm gesetzt habe. „Rattenblogs“, äfft er mich nach und setzt nörgelnd zur Belehrung an: „Du teilst dein Zimmer mit drei Ratten. Du musst nicht über abwesende Ratten lesen. Frag uns, wenn du etwas nicht weißt.“ „Okay“, erwidere ich, „also frage ich dich: Was ist mit deinem Fell los?“ „Es juckt“, jammert er und kratzt sich dabei zur Bestätigung seiner Worte bereits blutende Stellen noch blutiger. „Und was tut man dagegen?“, bohre ich weiter? „Keine Ahnung“, jault er. „Und davon recht viel“, provoziere ich und fahre zynisch fort: „Deine abwesende Ahnung plus meine lässt tatsächlich den Schluss zu, dass eine Rattenblog-Lektüre nicht nötig ist.“ „Menno“, stöhnt er und gibt sich geschlagen: „Du hast wohl Recht.“ Er wendet sich von mir ab, dem Internet zu und quietscht alsbald entsetzt auf: „Stronghold - Wirkstoff Selamectin - ins Fell! Das bedeutet Tierarzt!“ „Ja“, seufze ich, „das bedeutet es wohl.“ Die Blicke, die wir uns daraufhin zuwerfen, drücken als düstere Vorahnung aus: Max in Transportbox in novembrigem Nieselregen. „Aber die Tierärztin ist doch nett“, will ich ihn trösten. Er nickt. „Und hinterher gibt es Leckerli“, verspreche ich. Er versucht zu lächeln.


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