Samstag, 30. April 2016

Alphabetisierung abgeschlossen

„Na, ihr drei“, frage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle, ihren Käfig öffne und den für sie bestimmten Teil meiner Einkäufe auf dem Tisch über und zwischen all dem ausbreite, was dort bereits liegt, „wollt ihr wissen, was ich mitgebracht habe?“ Sie nicken, kommen neugierig herbei und beschnuppern Dropse, Getreideähren, Kräuterbällchen, ein Büchlein in Rattenkinder-Größe... Dann stutzen sie. „Was ist das?“, entfährt es Hinz und Kunz wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen und noch bevor ich antworte, knurrt Knut: „Sieht man doch! Lektüre, Spielzeug, Futter.“ „Meine ich nicht“, fällt Kunz ihm ins Wort und deutet auf ausgeschüttete Buchstaben-Nudeln. „Was sollen wir damit anstellen?“, erkundigt er sich. „Fressen“, vermutet Hinz. „Nee“, korrigiere ich ihn, „erst einmal lesen lernen.“ Drei Rattenjungs schauen mich entgeistert an. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens wispert Hinz: „Aber das können wir doch längst. Sollten wir das nicht mithilfe der Zeitungsseiten tun, die du uns täglich frisch als Teppich auf den Zwischenetagen ausrollst?“ „Äh“, stottere ich, „also wenn das so ist, dass ihr schon lesen könnt, dann dürft ihr die Buchstaben tatsächlich fressen, ein jeder von euch seinen aus Nudeln gelegten Namen.“ Und genau das tun sie.


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