Sonntag, 20. Oktober 2013

Stoßgebet

„Na, du Energiebündel“, frage ich Rabatz, der wie wild und ohne ersichtlichen Grund zwischen diversen Zetteln mit überwiegend wichtigen Notizen – unwichtige pflege ich wegzuschmeißen – auf meinem Schreibtisch herumwuselt und alles durcheinander wirbelt, „was soll das Chaos hier?“ „Das frage ich mich auch“, antwortet er, „was soll diese Zettelei?“ „Ich schreibe mir immer alles auf, woran ich denken muss und was ich mir merken will, damit ich es nicht vergesse“, antworte ich. „Immer? Alles?“, fragt Rabatz nach. „Nein“, gebe ich klein bei, „nur meistens das Meiste.“ Ratz gesellt sich zu uns und hilft Rabatz dabei, das Unterste nach oben zu kehren. Plötzlich hält er inne, huscht mit seinen Äuglein die Zeilen auf einem der Zettel entlang, beißt hinein und zieht ihn zu mir: „Was steht denn da?“ „God, grant me the serenity to accept the things I cannot change, courage to change the things I can, and wisdom to know the difference”, lese ich vor. „Hä?”, fragen Ratz und Rabatz wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. „Ja“, gestehe ich, „meine englische Aussprache lässt zu wünschen übrig.“ „Sag es deutsch“, erlaubt mir Rabatz. „Rette, was du für rettbar hältst, und lass den Rest entspannt den Bach runter gehen“, sage ich. Ratz schaut mich entsetzt an: „Das ist aber sehr frei übersetzt, oder?“ „Nein“, widerspreche ich, „sehr nicht, nur etwas.“

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