Sonntag, 16. Februar 2014

Glück

Ein erleichtertes „So“ entschlüpft mir, als ich mich in den Sessel fallen lasse. „Die Wäsche ist gewaschen, das Geschirr auch, der Müll ist hinausgetragen, die To-do-Liste mit aller Schreibtischarbeit abgearbeitet, die Sachen, die morgen mitgenommen werden müssen, sind eingepackt, sogar ans Trinken und die Käsestullen für die Mittagszeit habe ich gedacht, das Handy ist aufgeladen... Sieht jetzt ganz nach einem entspannten Sonntagabend aus.“ „Freu dich bloß nicht zu früh!“, höhnt Ratz. „Bestimmt klingelt gleich das Telefon und wer weiß, was dir dann von wem erzählt wird.“ „Verdirb mir nicht die Laune!“, knurre ich. „Tue ich doch gar nicht“, rechtfertigt er sich und will sichtlich noch etwas hinzufügen, aber Rabatz fällt ihm grinsend ins Wort: „Nee, nee, du bist nur realistisch.“ Ratz mag es gar nicht, wenn spitze Bemerkungen anderer sich auf ihn beziehen, und während er und Rabatz sich gegenseitig noch etwas anfauchen, fragt mich Moritz: „Zufrieden und glücklich?“ „Na, na, na“, schränke ich ein, „von Glück sprechen wir gerade überhaupt nicht. Glück ist mitnichten nur Zufriedenheit. Glück ist, wenn ich zwischen Sonnenstrahlen, die sich in Spinnweben verheddern, durch den Wald radele, während ein Specht hämmert, ein Kuckuck ruft, Tautropfen von Gräsern perlen, vielleicht ein Hase oder ein Reh über meinen Weg springt... und keiner in die Quere kommt, der den Augenblick zerstört.“ Es folgt andächtiges Schweigen. „Papa, gehen wir auch mal Glück angucken?“, wendet sich im Anschluss daran Moritz an Rabatz. „So ängstlich, wie du bist... Also ich weiß nicht“, anwortet der. „Aber wir, wir sind doch nicht ängstlich“, rufen Dachs und Max wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. „Wir nehmen Moritz in die Mitte.“ „Fragt unser Frauchen“, erwidert Rabatz und zeigt auf mich. „Hm, schwierig“, sage ich. „Wie soll das funktionieren? Wollt ihr hinter mir im Gepäckkorb sitzen oder vor mir in der Lenkertasche?“ Papa Rabatz schüttelt verneinend den Kopf. „Ich bin auch dagegen“, grummelt Ratz. „Über Glück für euch müssen wir noch einmal gesondert nachdenken“, verschiebe ich die Angelegenheit auf später. „Eine Tour durch den Wald zu sechst auf einem Fahrrad - 1 Mensch und 5 Ratten - halte ich für keine sehr gute Idee. Vielleicht sieht Glück für Ratten auch ganz anders aus als für Menschen...“ „Ja, gut möglich“, piepst ein Stimmchen von irgendwoher aus dem Käfig. Dann lugt ein Dachs-Schnäuzchen neben einem Max-Näschen unter dem Papp-Häuschen hervor und meldet: „Du, unser Futter ist alle.“ „Aha“, gebe ich mich scheinbar desinteressiert, schaffe es dann aber doch nicht, diese Meldung zu ignorieren.

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