Mittwoch, 15. Januar 2014

Des einen Müdigkeit ist des anderen Vorrat an Futter

Soo müüde!

Soo gewieft!

O-Ton Ratz: "Solange der Dicke schläft, lassen sich ganz ungestört Leckerbissen beiseite schaffen."

Montag, 13. Januar 2014

Sehnsucht

„Schau mal“, rufe ich Rabatz zu, „wie Maja dich vor ziemlich genau einem Jahr photographiert hat!“

Rabatz in Majas Schatzkistchen - Januar 2013

Er kommt, verharrt einen Moment lang beeindruckt in körperlicher Reglosigkeit und kommentiert sogleich: „Oh, in diese kleine Kiste habe ich hineingepasst? Bin ich aber gewachsen!“ „Ja“, sage ich, zeige ihm ein Photo, das Maja vor drei Tagen aufgenommen hat, und erläutere: „Moritz hat jetzt deinen Platz eingenommen.“ 

Moritz in Majas Schatzkistchen - Januar 2014

Es folgen zunächst andächtiges Schweigen und dann ein leises Schniefen: „Die anderen Kinder will ich aber auch sehen.“ „Darfst du auf jeden Fall“, verspreche ich ihm. „Dachs und Max ziehen zusammen mit Moritz nächsten Samstag bei uns ein und deine Tochter Pandi und du, ihr besucht euch... Nur körperlichen Kontakt dürft ihr nicht haben, denn...“ „Ich weiß schon“, fällt Rabatz mir ins Wort. „Wir werden sonst zu schnell zu viele.“ Er schmiegt seufzend seinen Kopf an mich.  

Geschmackvolles Haus

„Was machst du da?“, fragen mich Ratz und Rabatz wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. „Na, erkennt ihr das nicht?“, reagiere ich mit einer Gegenfrage, die ich sogleich selbst beantworte: „Ich baue ein Häuschen für die drei Söhne von Rabatz.“ „Die müssen in ein separates Haus?! Sie ziehen nicht zu Ratz und mir in den Käfig?!“, schreit das blanke Entsetzen aus Rabatz. „Doch, doch“, besänftige ich ihn. „Es wird, wie ich eben sagte, ein Häuschen, >>kein großes Haus, doch auch kein Zelt, ein Häuschen<< (S. Marschak). Es passt in den Käfig hinein und die drei Kleinen können sich, solange sie klein sind, in ihm zum Schlafen und Kuscheln zurückziehen. Schau doch mal!“

Häuschen für Rättchen

„Oh, ist das niedlich!“, ruft Rabatz. „Ja, das ist süß!“, stimmt Ratz ihm zu. „Im wahrsten Sinne des Wortes“, sage ich schmunzelnd. „Es ist nämlich aus Schokolade. Schließlich sollen die Kleinen es hier nicht schlechter haben als bei Maja und Dumbi.“ „Zum Fressen gern haben werden sie es“, vermutet Ratz und fügt ehrlich-begehrlich hinzu: „Hoffentlich laden sie uns ein.“

Sonntag, 12. Januar 2014

Redensart = art of speaking?

„Na, Ratz“, frage ich, als ich ihn vor einer halben Kartoffel sitzend an seiner linken Hinterpfote lutschen sehe, „leckst du dir alle zehn Finger nach der Kartoffel?“


 „Nach der Kartoffel ist ungenau formuliert und von zehn Fingern kann ebenfalls keine Rede sein“, grummelt Ratz. „Ich lecke an fünf Zehen einer meiner Hinterpfoten, und zwar nach einer halben Kartoffel, denn die andere Hälfte liegt, wie du wohl siehst, noch da.“ „Ach, stimmt“, erinnere ich mich, „bei dir muss man ja immer sehr genau auf seine Worte achten.“ „Bei dir doch auch“, bemerkt Rabatz schnippisch. „Grr“, sage ich, schneide dazu eine Grimasse, die deutlich machen soll, dass ich von seiner Kritik an meiner Person sehr wohl berührt, aber nicht verletzt bin, und wende mich dann an beide Tiere: „Nicht wissend, dass Ratz die Hälfte der Kartoffel bereits verzehrt hat, sondern ihn lediglich vor einem Stück Kartoffel und mit einer Pfote in seinem Mäulchen bzw. Schnäuzchen vorfindend, nahm ich an, er habe vor, Kartoffel zu essen und großen Appetit darauf, so dass ich mich der Redensart ‚sich nach etwas alle zehn Finger ablecken‘ bediente, die eben genau das bedeutet, nämlich Lust auf Gaumenfreude. Entschuldigt bitte, ich habe die Situation falsch eingeschätzt.“ „Diese Redensarten immer!“, schimpft Ratz. „Typisch Menschen! Sagen das eine und meinen das andere!“ „Redensarten sind schön“, widerspreche ich ihm. „Man versteht sie, wenn man sich ihres Ursprunges besinnt und berücksichtigt, dass sie im Laufe der Jahrhunderte Bedeutungswandel erfahren haben.“ „Aha. Und was bedeutete dieses Finger-Ablecken ursprünglich mal?“, erkundigt sich Ratz. „Genau das, was du gemacht hast“, antworte ich. „Sich nach dem Essen – im Mittelalter benutzten die Menschen weder Messer noch Gabeln, lediglich für Suppen, so sie die nicht aus ihren Schüsseln schlürften, Löffel – die Finger sauber lecken.“ „Löffel, Löffel, Löffel…“, sinniert Rabatz, „gibt es damit nicht auch so eine Redensart?“ „Du meinst ‚den Löffel abgeben‘?“, errate ich. „Ja, ja, genau! Was bedeutet das?“, will er wissen. „Schau selbst nach!“, fordere ich ihn auf und zeige auf das fünfbändige Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten im Regal. „Ich habe euch doch nicht ohne Grund zu Leseratten erzogen.“

Samstag, 11. Januar 2014

Sinnvoller Spieleabend

„Wenn du nun schon krankgeschrieben bist, kannst du eigentlich auch etwas Sinnvolles machen, oder?“, provoziert mich Ratz. „Ich mache etwas Sinnvolles“, erwidere ich. „So?“, fragt er. „Ja“, antworte ich, „ich ruhe mich aus.“ „Wolltest du nicht schon seit langer Zeit das Bad renovieren?“, reizt er mich weiter. „Ja“, stimme ich scheinbar zu, „ich wollte. Deine Formulierung ist außerordentlich richtig. Wenn du mir regelmäßig zuhören würdest…“ „Was heißt hier regelmäßig zuhören?“, unterbricht er mich. „Na immer dann, wenn ich etwas sage...“, erkläre ich und nehme den vorherigen Satz wieder auf: „Also wenn du mir regelmäßig zuhören würdest, wüsstest du, dass ich inzwischen beabsichtige, mit dem Renovieren zu warten, bis die jetzigen Tapeten von selbst abfallen, denn das minimiert den Arbeitsaufwand erheblich.“ „Na, das kann ja dauern!“, stöhnt er. „Ach“, werfe ich ein, „so lange dauert das nicht mehr.“ „Aber du musst doch mit der freien Zeit, die du plötzlich hast, irgendetwas Sinnvolles anfangen“, bringt sich nun auch Rabatz ins Gespräch ein. „Also“, sage ich, „erstens muss ich das nicht und zweitens, wie ich schon feststellte, ist Ausruhen sinnvoll. Die Ärztin hat mir viel Schlaf, viel Flüssigkeit, viele Vitamine und Spaziergänge verordnet.“ „Und warum sitzt du im Zimmer und gehst nicht spazieren?“, nerven nun beide wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. „Weil es regnet“, bedeute ich ihnen übellaunig, zeige durchs Fenster nach draußen und beginne nun meinerseits schneller, als sie antworten können, Fragen an sie zu richten: „Wollt ihr mich loswerden? Ist euch langweilig? Sind euch zwei Dutzend Läuse über die Lebern gelaufen? Was ist das hier eigentlich für ein Fragen-Antworten-Spiel?“ „Uns ist langweilig und wir sind genau wie du gerade übellaunig“, gestehen beide synchron. „Dann lasst uns doch sinnvollerweise zusammen etwas Lustiges spielen“, schlage ich vor. „Hurra!“, rufen zwei Ratten gleichzeitig aus. Jedoch gibt Ratz umgehend zu bedenken: „Hat deine Ärztin dir aber nicht verordnet.“ „Nein, hat sie nicht“, räume ich ein, „aber sie konnte auf keinen Fall alles aufzählen, was mir guttun könnte, denn im Wartezimmer saßen schließlich noch mehr Patienten… Was wollt ihr spielen? Nuss-Käse-Labyrinth?“ Ratz und Rabatz nicken zustimmend.

Dachs, Max und Moritz

„Na“, fragt mich Rabatz, als ich vom Besuch bei seiner von ihm getrennt lebenden Familie nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und den Käfig öffne, „hast du meine Grüße ausgerichtet? Geht es Frau und Kindern gut?“ „Oh“, reagiere ich erschrocken, „das Grüßen habe ich vergessen. Aber es geht allen gut. Sehr gut. Die Kleinen trinken noch bei der Mutter, fressen aber auch schon alleine und wenn sie nicht gerade schlafen, toben sie wild herum. Kommenden Samstag hole ich Dachs, Max und Moritz zu uns.“ „Wen?“, erkundigen sich Ratz und Rabatz aufhorchend und wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. „Dachs, Max und Moritz“, sage ich und versuche dabei einen Tonfall der Selbstverständlichkeit in meine Stimme zu bringen. „Wenn Vater Rabatz nichts dagegen hat, heißen die drei Jungs seiner vier Kinder so. Zwei von ihnen haben nämlich weiße Blessen an ihren Köpfen und sind daher äußerlich mit Dachsen vergleichbar. Da wir nicht beide Dachs nennen können, denn das führte zu Verwechslungen, schlage ich vor, der braune mit Blesse heißt Dachs und der graue mit Blesse klangähnlich Max. Max wiederum lässt kaum eine andere Assoziation als Moritz zu, jedenfalls bei allen, die Wilhelm Busch kennen. Daher möchte ich den dritten im Bunde – einfarbig grau wie sein Vater, wenngleich grau bei Rattenfachleuten aus mir unbekanntem Grunde blau heißt – Moritz nennen. Ich hoffe, Rabatz ist mit diesen Namen einverstanden.“ Rabatz schweigt, wiegt bedächtig seinen Kopf, schaut Rat suchend zu Ratz, der jedoch entgegen sonstiger Gewohnheit ebenfalls still ist… Also liefere ich nach mehreren Minuten allseitigen Schweigens eine Entscheidungshilfe: „Das Mädchen, das bei Mutter Dumbi bleiben wird, heißt übrigens Pandi, weil es ein Fell hat, dessen Färbung dem eines Pandabären gleicht.“ „Hm“, grummelt Ratz nun leise vor sich hin, „der Dachs tut mir etwas leid. Wer will schon einen Namen, der wie Deutscher Aktienindex klingt?“ Dann jedoch nickt er Rabatz aufmunternd zu, einen Augenblick später Rabatz zustimmend mir und die Namen sind beschlossene Sache: Rabatz‘ und Dumbis Söhne heißen Dachs, Max und Moritz.

Freitag, 10. Januar 2014

Ruhe

„Wieso sitzt du mitten am Tag im Sessel und liest?“, fragt mich Ratz. „Musst du nicht zur Arbeit?“ „Nö“, antworte ich. „Hast du Urlaub?“ „Nö.“ „Bist du krank?“ „Ja.“ „Sehr?“ „Nö.“ „Also nur krankgeschrieben?“ „Nö.“ „Gesprächig bist du heute nicht.“ „Stimmt.“ „Sondern?“ „Ungesprächig.“