Mittwoch, 11. September 2013

Gedanken über eine Zahnbürste

„Na, ihr drei“, frage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, „wollt ihr wissen, worüber ich mir heute wiederholt sinnlos Gedanken mache?“ „Ja“, antworten alle drei im Chor. „Aber wieso sinnlos und das auch noch wiederholt?“, fragt Rabatz und schaut mich irritiert bis neugierig an, während er in meinen Rucksack krabbelt und diverses Nicht-Essbares hinauswirft. (Vermutlich sucht er nach Essbarem.) „Wiederholt, weil sich die Frage seit mehreren Wochen aufdrängt“, antworte ich, „und sinnlos... also sinnlos ist die verdreckte Zahnbürste im Garten wahrscheinlich gar nicht, nur mir erscheinen meine Gedanken über sie sinnlos, da sie mich ja nicht betrifft.“ „Was macht man denn mit einer Zahnbürste, obendrein einer verdreckten, im Garten?“, ruft Ratz aus der Küche, wo er offenbar Essbares gefunden hat und so laut schmatzt, dass Rabatz aus meinem Rucksack springt und in die Küche eilt. „Eben darüber denke ich nach“, antworte ich. „Also ihr habt Sorgen!“, knurrt Fatz mit leicht ironischem Unterton und begibt sich ausnahmsweise auch aus dem Käfig und macht sich auf den Weg zur Küche. „Und um welchen Garten geht es überhaupt?“ „Einer der jungen Menschen, mit denen und für die ich arbeite, wohnt in einer Einfamilienhaus-Siedlung mit Garten ums Haus.“ „Und da liegen Zahnbürsten vor der Tür?“, fragt Rabatz. „Nein, nicht mehrere, nur eine“, sage ich. „Und die ist dreckig?“, vergewissert er sich. „Ja“, bestätige ich. „Logisch“, grummelt Fatz, „vom Putzen werden die Zähne sauber und die Bürste dreckig.“ „Ja, ja. Schon“, grinse ich „aber du weißt ja nicht, wie dreckig. Es handelt sich um klebrige schwärzlich glänzende Borsten an einer Bürste, an der auch der Griff keine herkömmlich definierbare Farbe mehr hat, und selbst wenn dieses Putzgerät aussähe, wie Zahnbürsten es üblicherweise tun, wäre immer noch unklar, warum es im Garten zwischen den Fahrrädern liegt.“ „Zwischen den Fahrrädern?“, horcht Ratz auf. „Oh, man“, stöhnt er, „Dann ist doch alles klar! Mit dieser Bürste putzt niemand seine eigenen Zähne, sondern jemand die Zähne vom Zahnkranz am Fahrrad.“ Zustimmend-überzeugtes Schweigen meinerseits, während ich drei Ratten beim Auslecken meiner am Morgen nicht abgewaschenen Müsli-Schüssel zusehe und -höre.

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