Donnerstag, 26. September 2013

Blinkende Schuhe

„Na, ihr zwei“, frage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, „wollt ihr wissen, warum ich so genervt bin?“ „Ja“, antworten beide wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. „Nein, wollt ihr nicht, jedenfalls nicht alles“, stöhne ich. „Ich erzähle euch nur von dem Nervtöter mit rattigem Unterhaltungscharakter. Den Rest erspare ich euch, weil ich euch nämlich mag und aus diesem Grunde nicht auch nerven will.“ „Das ist sehr sozial von dir“, lobt mich Ratz. Zwei Ratten sitzen auf dem Tisch, spitzen ihre Ohren und schauen mich erwartungsvoll an. „Mich nerven Kinderschuhe, die blinken, sind offenbar gerade hochmodern“, sage ich. „Es ist dunkel, die Kinder selbst sieht man nicht und überall schweben auf und ab hüpfende Blinklichter die Straßen entlang. Horror! Statt einer Entscheidung, ob AN oder AUS, fortwährender Wechsel.“ „Sieht bestimmt lustig aus“, murmelt Rabatz seine Gedanken leise vor sich hin. „Nein“, rege ich mich auf, „genau das tut es nicht! Es nervt!“ Allerdings muss ich sogleich grinsen und spreche unaufgeregt weiter: „Aber ich muss an einen lustigen Ratschlag denken, den meine Supervisorin neulich einer Kollegin gab, die sich in einer schwierigen Situation von einer Kollegin, die sie an sich mag, übervorteilt fühlte und unsicher war, wie sie das Problem am geschicktesten dem Chef schildern kann. Ihr wurde geraten, das gekränkte Kind zu spielen: Alle anderen haben blinkende Schuhe, nur ich nicht, *schluchz*. Der Chef wird auch ihr blinkende Schuhe geben, ganz sicher, denn er ist einer, der sich um Ausgleich und Harmonie bemüht.“ „Nur gut, dass du nicht der Chef bist“, kommentiert Ratz und verdreht seine Augen, als er – dicht gefolgt von Rabatz - schon auf dem Weg in die Küche ist. „Wieso?“, frage ich. „Na du“, so Ratz, „würdest nicht dem traurigen Kind blinkende Schuhe geben, sondern allen anderen, wenn sie nachts schlafen, heimlich die Leuchtdioden aus den Schuhsohlen polken.“ „Hm“, gebe ich zögernd zu, „ja. Zumindest tendiere ich zu derart rigorosem Handeln.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen