Samstag, 23. November 2013

Diskussion ums Nest-Material

„Na, ihr zwei“, sage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und den Käfig öffnen will, halte dann aber - das Tun der beiden Rattenböcke nicht gut heißend - einen Moment inne und frage kurz darauf: „Wieso schmeißt denn ihr die Zeitungschnipsel alle nach draußen?“ „Die sind unerträglich“, erklärt Rabatz und schaut Ratz seitlich an. „Jawohl“, bestätigt der, „daraus kann man kein kuscheliges Nest bauen, aus diesem Koalitionspoker. Unerträglich! Höhere Krankenversicherungsbeiträge, schön und gut, aber nicht zu Lasten der Arbeitgeber. Pflegereform, schön und gut, aber nicht mit Steuergeldern. Mindestlohn, schön und gut, aber nicht für alle… Die sind doch nicht ganz dicht, diese Christsozialen, Christdemokraten, Sozialdemokraten, wie sie sich nennen! Zwei Mal das Christliche, zwei Mal das Soziale und zwei Mal das Demokratische tragen sie insgesamt in ihren drei Namen! Klingt sehr vielversprechend! Und was tun sie? Oh, traue niemandem!“ Ich lege einen meiner zwei Zeigefinger senkrecht über meine Lippen und bedeute ihm damit Ruhe. „Du hast bestimmt Recht“, gebe ich voller Zynismus scheinbar klein bei. „Ich habe irgendwelches Papier geschreddert und nicht auf Zumutbarkeit geachtet. Was hättest du denn lieber? Das iranische Atomprogramm? Ertrunkene afrikanische Flüchtlinge? Die Euro-Krise? Die gescheiterte Klima-Konferenz?“ „Halt deine Kla…“, will Ratz mich auffordern, kann den Satz aber nicht beenden, weil Rabatz ihm mit den Worten „Hast du nichts Schönes zum Lesen?“ sein Mäulchen bzw. Schnäuzchen zudrückt. „Doch, selbstverständlich“, antworte ich und zeige auf die Bücherregale an den Wänden. „Ihr erwartet hoffentlich nicht, dass ich euch meine Bücher schreddere?“ Ratz befreit sein Sprechwerkzeug aus Rabatz‘ Umklammerung und gibt sich gönnerhaft: „Erwarten dürfen wir das wohl nicht, aber schön wäre es… Das heißt, eigentlich genügt es, wenn du einige Seiten herausreißt, schreddern musst du sie nicht.“ „Ratz“, stöhne ich leise, „wie gut, dass Rabatz und du ab morgen eine Woche zu Maja und Dumbi geht!“ „Zu Maja und Dumbi?“, rufen Ratz und Rabatz freudig wie aus einem Mäulchen bzw. Schnäuzchen. „Zu Maja mit den Photoapparaten und Dumbi mit dem weißen Fell?“ „Genau“, bestätige ich ihnen. „Zu Maja und Dumbi in der Wohnung mit noch viel mehr Büchern als in unserer.“

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