Montag, 20. Januar 2014

Grummeliger Opa Ratz

„Was soll das hier?“, grummelt Ratz griesgrämig halb an mich gewandt, halb zu sich selbst in seine Schnurrhaare, während ich lese und er in meinem Schoß hockt. „Was genau meinst du?“, erkundige ich mich, wobei ich meine Lektüre unterbreche. „Nicht was, sondern wen“, korrigiert er mich. Ich stutze kurz und frage dann: „Also gut: Wen genau meinst du?“ „Na, diese Kinder von Rabatz“, stöhnt er. „Oho“, sage ich, „da hast aber du falsch gefragt, mein Lieber! Statt was das hier soll, hättest du formulieren müssen, was die hier sollen.“ „Arrgh“, donnert er, „nach Deutschunterricht ist mir gerade überhaupt nicht zumute.“ „Du hast doch damit angefangen“, erinnere ich ihn. „Ja“, gibt er zu, „aber nun ist es genug.“ Er kehrt zurück zum Ausgangspunkt: „Was soll das hier mit diesen Kindern?“ „Hm, eine Ratten-WG“, schlage ich vor. „Eine 5er-WG will ich nicht“, protestiert er. „Was willst du denn?“, heuchle ich wohl wissend, was er will, Besorgnis und streiche sein struppiges Fell glatt. „Na, was wohl!“, piepst er erbost. „Alles wie früher! Eine 2er-WG mit Rabatz.“ „Nee, nee, nee“, erwidere ich, „das war so ausgemacht, dass die Söhne von Dumbi und Rabatz, sobald sie nicht mehr von Dumbi gesäugt werden, und auf jeden Fall, bevor sie zeugungsfähig sind, zu uns ziehen und die Tochter bei Dumbi bleibt.“ „Mit mir war das nicht ausgemacht“, klagt er. „Lieblings-Ratz, so ist es jetzt schlicht und ergreifend“, bestimme ich. „Und bis du dich gewöhnt hast, nehme ich dich so oft, wie ich Zeit habe, auf den Arm und kuschle nur mit dir ohne die Rabatz-Bande.“ „Sicher?“, vergewissert er sich. „Ja“, verspreche ich. Fast scheint er sich zu beruhigen, als plötzlich ein Ruck ihn durchzuckt. „Aber sieh doch nur!“, kreischt er und zeigt auf den großen Käfig. „Rabatz liegt genüsslich ausgestreckt da und die drei Kleinen turnen auf ihm herum!“ „Wo ist das Problem?“, gebe ich mich arglos. „Ich habe Dachs, Max und Moritz zu ihrem Vater in den großen Käfig gesetzt und jetzt spielen und toben die übermütig. Sie mögen sich.“ „Und ich? Was wird aus mir?“, jammert er. „Denk selber nach!“, fordere ich ihn auf. „Unterbreite einen für dich annehmbaren Vorschlag!“ Ratz schaut sich im Zimmer um, springt von meinem Schoß, spaziert schnurstracks in Richtung Sessel, springt darauf, von dort auf den Tisch und weiter in den geöffneten kleinen separaten Käfig, der auf ihm bereitsteht, landet direkt in leckerem Rattenfutter und vorübergehend scheint die Welt in Ordnung.

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