Dienstag, 28. Januar 2014

Küchenstuhl


„Oh, Max“, schimpfe ich liebevoll, als ich ihn mit geschlossenen Augen auf dem Küchentisch sitzen, sich putzen und gleichzeitig hinten etwas fallen lassen sehe. „An deiner Stelle würde ich auch die Augen zumachen. Was du gerade veranstaltest, will keiner sehen. Muss das sein?! Auf die Welt scheißen wäre ja okay, aber doch bitte nicht auf den Tisch!“ Max horcht auf und schaut mich seitlich aus nun geöffneten Augen an – durchaus interessiert und als ginge ihm durch den Kopf: „Ist der Tisch nicht Teil der Welt?“


Rabatz, ganz der besorgte Vater, kommt natürlich sofort gucken und auch Ratz, der seine Aversion gegen die Kinder endlich überwunden hat, gesellt sich zu uns. Ich schaufle Max' Hinterlassenschaften auf die Müllschippe und trage sie zur Toilette, Rabatz läuft mir hinterher, hüpft auf die Waschmaschine und versucht, von dort zum Desinfektions-Spray ins Reinigungsmittelfach zu gelangen, was ihm allerdings sprungtechnisch misslingt. „Mist!“, flucht er. „Im wahrsten Sinne des Wortes Scheiße“, sage ich. „Stuhl“, korrigiert er mich. „So heißt das nur bei Menschen“, werfe ich ein. „Ich will, dass das bei Ratten auch so heißt“, ruft Ratz kichernd von der Küche aus und liefert als Erklärung: „Stuhl auf dem Küchentisch! Küchenstuhl!“ „Sehr gut“, lobe ich meinen gelehrigen Wortspiel-Schüler, beeile mich, die Küche - sie reinigend - wieder in einen Essplatz zu verwandeln, und füge dann einschränkend hinzu: „Allerdings ist es keiner, auf den ich mich setzen wollen würde, wenn es jetzt gleich für fünf Ratten und einen Menschen Abendessen gibt.“ „Was denn?“, fragt Ratz. „Tiefkühl-Buttergemüse“, antworte ich. „Taust du das vorher noch auf und machst es warm?“, bittet er provozierend. „Nein“, kontere ich, „das erledigt die Mikrowelle.“ Rabatz verzieht genervt sein Gesicht und hoppelt ins Zimmer mit den Worten:  „Ich hole Dachs und Moritz, die sitzen nämlich noch im Käfig.“

2 Kommentare:

  1. Endlich eine große, glückliche Familie. Da kann man doch auf ein wenig Dreck scheißen :-)
    Grüße an die Rattenbande und den/die Menschen drumherum
    Maja

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  2. Ja, es ist wahrhaftig eine Freude und ich hoffe, Deinen Tieren nebst den Menschen drumherum geht es auch gut.

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